- genomische Prägung
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genetische Veränderung des Erbgutes, die zu Unterschieden in der Aktivität genetischen Materials (Gene) in Abhängigkeit von der elterlichen Herkunft führt. So kann z. B. ein und dasselbe Gen nach Durchlaufen der weiblichen Keimbahn im Nachkommen immer vollständig aktiv sein, während es nach Durchlaufen der männlichen Keimbahn immer inaktiv ist (oder auch umgekehrt). Nach dem gegenwärtigen Wissensstand sind beim Menschen hiervon nur Chromosomenabschnitte betroffen, aber keine vollständigen Chromosomen. Für die Humanmedizin ist wichtig, dass durch die genomische Prägung eine der mendelschen Vererbungsregeln (Reziprozität) ihre Allgemeingültigkeit verloren hat. So kann es zu vollständig unterschiedlichen genetischen Erkrankungen allein dadurch kommen, dass z. B. ein Individuum beide Chromosomen entweder nur von der Mutter oder nur vom Vater geerbt hat. Diese chromosomale Konstitution wird als uniparentale Disomie für das betreffende Chromosom bezeichnet. Der zur genomischen Prägung führende Mechanismus ist noch ungeklärt.
Universal-Lexikon. 2012.